Schloss Augustenburg (Dänemark)
Das Schloss Augustenburg (dänisch]: Augustenborg Slot) in Augustenburg auf der Insel Alsen in Dänemark war namensgebend für die Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, einem Familienzweig des Hauses Oldenburg. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 311 Die herzogliche Familie bewohnte das Schloss bis 1848, dann musste sie es infolge der Ereignisse des Schleswig-Holsteinischen Krieges verlassen. Das Gebäude wurde danach zweckentfremdet und diente unter anderem als Kaserne. Seit 1932 beherbergt das Schlossareal eine psychiatrische Klinik.
Der Bau von 1770 geht auf ein älteres Schloss des 17. Jahrhunderts zurück. Es ist die größte und einheitlichste Barockanlage im südlichen Dänemark. Siehe:Schloss Augustenburg im Webauftritt der Kommune Sonderburg. Abgesehen von Schloss Gottorf im heutigen Schleswig-Holstein ist es der größte erhaltene Residenzbau im einstigen Herzogtum Schleswig.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte des Schlosses
Vorgeschichte
Die Geschichte von Schloss Augustenburg beginnt mit dem Erbe Herzog Johanns von Schleswig-Holstein-Sonderburg. Dieser hinterließ seinen fünf erbberechtigten Söhnen nach seinem Tod 1622 jeweils ein kleines Titularherzogtum. Sein Sohn Alexander erhielt das Gebiet rund um Sonderburg. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 230. Nach dem Tode Herzog Alexanders 1627 war das von der Landesregierung abgetrennte kleine Duodez]fürstentum Schleswig-Holstein-Sonderburg nicht weiter teilbar. Von den sechs Söhnen des Herzogs erbten fünf lediglich den herzoglichen Titel, für ihre Versorgung mussten sie Güter außerhalb des Teilherzogtums erstehen. Alexanders drittältester Sohn Ernst Günther erwarb einige Güter und Bauernhöfe auf den Inseln Ærø und Alsen. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 312. Auf Alsen ließ der Herzog einige Höfe des Dorfs Stavensböl abreißen und errichtete stattdessen ein adliges Gut, dessen Mittelpunkt ein von 1661 bis 1663 erbautes Schloss wurde. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 313
Das erste Schloss der Augustenburger Herzöge
Das erste Schloss in Augustenburg war ein großzügiger, in Fachwerk ausgeführter Bau Siehe: Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein, Seite 104, der nach der Frau des Herzogs, Auguste von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Augustenburg genannt wurde. Dieses Gebäude war der Vorgängerbau der heutigen Schlossanlage. Nachdem sich die verschiedenen Sonderburger Linien zunächst alle als Herzöge von Sonderburg oder auch als Herzöge von Schleswig-Holstein bezeichneten, setzte sich bis ins 18. Jahrhundert für die einzelnen Familienzweige eine offizielle Titulierung nach dem Residenzort durch. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 311
Das Schloss wurde zum Stammsitz des Augustenburger Familienzweiges, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts weiteren Besitz erwerben und seinen Güterkomplex zunehmend ausbauen konnte. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 313. Nach dem Konkurs einer verwandten Nebenlinie erhielten die Augustenburger, die enge Beziehungen zur Krone pflegten, 1675 auch den alten Stammsitz Schloss Sonderburg als Amtssitz vom dänischen Königshaus zur Verfügung gestellt. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 314 und Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 313. Der Besitz der Familie vergrößerte sich im 18. Jahrhundert weiter und mit Schloss Gravenstein wurde auf der Halbinsel Sundewitt ein Sommersitz erworben. Schloss Augustenburg blieb jedoch der Hauptwohnsitz der herzoglichen Familie, siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 316, der auch regelmäßig von Mitgliedern der dänischen Königsfamilie besucht wurde. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 317. Herzog Christian August I. hielt einen umfangreichen Hofstaat mit zahlreichen Festen und Banketten. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 316 Unter ihm wurden um 1733 erstmals Pläne entworfen, das Schloss des 17. Jahrhunderts durch einen Neubau zu ersetzen, für den allerdings letztlich die finanziellen Mittel fehlten.
Die Einkünfte aus den zahlreichen Gütern wurden für eine aufwendige Hofhaltung benötigt und die stetigen Ausgaben führten im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einer zunehmenden Verschuldung des herzoglichen Hauses. Unter Herzog Friedrich Christian I. gelang jedoch nach über zehnjährigen Verhandlungen 1764 ein Kontrakt mit der dänischen Krone, der den herzoglichen Etat sanierte. Als Nachkommen einer königlich-dänischen Nebenlinie – der Stammvater Herzog Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg war ein Sohn des dänischen Königs Christian III. – verfügten die Augustenburger über volle Erbrechte in Schleswig und Holstein. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 317. Das Herzogtum Plön drohte, im Mannesstamm auszusterben und die Augustenburger Linie hätte Erbansprüche stellen können. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 318. Herzog Friedrich Christian bot an, auf alle seine Erbrechte in Schleswig und Holstein zu verzichten, die auch das abgeteilte Titularherzogtum Glücksburg betrafen. Da die Vollendung des Gesamtstaats eines der größten politischen Ziele des dänischen Reichs im 18. Jahrhundert war, ging König Friedrich V. den Handel ein. Der Augustenburger Herzog erhielt eine großzügige Abfindung, mehrere königliche Güter, Kirchenpatronatsrechte und Steuerfreiheit, das alte Schloss Sonderburg ging in seinen Besitz über. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 318 und 319. Zusätzlich wurde eine Hochzeit mit Charlotte Amelie von Plön, der Tochter des Plöner Herzogs Friedrich Karl arrangiert, die eine reiche Mitgift in die Ehe brachte. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 318.
Das neue Schloss der Augustenburger Herzöge
Die Einkommen aus dem Verzichtsvertrag beglichen nicht nur den Schuldenstand des Herzogs, sondern ermöglichten auch einen Abriss des veralteten Augustenburger Schlosses und einen Neubau. Das neue Schloss wurde in den Jahren 1770 bis 1776 als großzügiger Familiensitz im Sinne des Spätbarocks geplant und ausgeführt. Augustenburg entwickelte sich unterdessen zu einer kleinen Residenzstadt. Die Wirtschaft des Ortes war fast gänzlich vom herzoglichen Haus abhängig, siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 331, das der Epoche entsprechend eine weitgehend öffentliche Hofhaltung ausübte. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 335. Der Tagesablauf orientierte sich am französischen Hofzeremoniell; Feste wurden mit aufwendiger Pracht inszeniert und zu den öffentlichen Banketten wurden die Einwohner der Stadt als Zuschauer geladen. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 335. Nachdem Herzog Friedrich Christian II. die dänische Prinzessin Louise Auguste 1786 geheiratet hatte, gehörten die Augustenburger zur königlichen Familie und damit zum höchsten Adel im Königreich. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 320. Ihr Familienschloss auf Alsen war ein Treffpunkt von Hochadel, Politik und Kultur. Zu den häufigen Gästen auf Augustenburg zählte später zum Beispiel auch Hans Christian Andersen.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wollten sich die Augustenburger Herzöge nicht länger mit ihrer Rolle als Titularfürsten zufrieden geben. So bewarben sie sich 1809 mit Herzog Christian August um den schwedischen Thron, Christian August starb jedoch vor der Krönung. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 322. Der Thron wurde anschließend seinem älteren Bruder Friedrich Christian II. angeboten. Der Herzog wurde daraufhin in Augustenburg durch eine dänische Flottille festgesetzt, denn auch der dänische König Friedrich VI. war an der Herrschaft über Schweden interessiert und versuchte, seinen Mitbewerber von der Wahl fernzuhalten. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 322. Die schwedische Krone ging jedoch letztlich an den aus Frankreich stammenden Karl XIV. Johann.
Die Konflikte mit dem Königshaus verschärften sich ab 1846, nachdem der folgende Herzog Christian August II. aufgrund einer unklaren Rechtslage künftige Erbansprüche auf den dänischen Thron bei König Christian VIII. angemeldet hatte. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 325. In dieser Zeit führte die Schleswig-Holsteinische Frage in den Herzogtümern zunehmend zu Unruhen. Der Konflikt der künftigen Zugehörigkeit Schleswigs zu Dänemark oder zum Deutschen Bund entlud sich im Revolutionsjahr 1848 im Schleswig-Holsteinischen Krieg. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 325. Nachdem Herzog Christian August II. offen Partei für die Aufständischen bezogen hatte, brach das Band zu Dänemark endgültig. In der Folge der Ereignisse verließ die Familie ihr Stammschloss auf Alsen.
Das Schloss nach dem Auszug der herzoglichen Familie
Der letzte herzogliche Bewohner Christian August II. verließ das Augustenburger Schloss samt Hofstaat am 26. März 1848. Christian August und sein Bruder Friedrich Emil August wurden als Verräter betrachtet und nach dem Ende der sogenannten Erhebung 1851 auch offiziell des Landes verwiesen. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 325. Das Schloss wurde von der dänischen Armee beschlagnahmt und diente von 1848 bis 1850 als Lazarett und danach bis 1864 als Kaserne.
1852 kam es zu einem Vergleich zwischen Christian August II. und dem dänischen Königreich, indem das unklare Erbrecht der Augustenburger in Dänemark geregelt wurde. Wie im Jahrhundert zuvor wurde der offizielle Verzicht auf das Erbrecht durch eine Abfindung ausgeglichen. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 326. Die herzogliche Familie erhielt neben der Entschädigung den beweglichen Besitz aus den schleswigschen Gütern zurück. Sie ließ jedoch 1853 einen Großteil des Inventars der Schlösser Gravenstein und Augustenburg versteigern und nahm nur wenige Möbel, Schmuck und die Gemäldesammlung auf das von der Abfindungssumme erworbene Gut Primkenau in Schlesien mit. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 326. 1865 konnte die Familie einige Besitzungen auf und um Alsen zurückerlangen, wurde aber durch Otto von Bismarck an einer dauerhaften Rückkehr nach Augustenburg gehindert, denn der preußische Ministerpräsident fürchtete eine Einmischung Herzog Friedrichs in den Plan, Schleswig-Holstein in den preußischen Staat einzugliedern. Siehze: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 328.
Nach dem Zweiten Schleswig-Holsteinischen Krieg gingen die Herzogtümer 1867 offiziell an Preußen über. Obwohl die herzogliche Familie 1884 sowohl das Augustenburger, als auch das Sonderburger Schloss formell zurückerhielten, wurden beide Gebäude nicht mehr von ihr bewohnt. Die Familie nutzte fortan nur noch Schloss Gravenstein. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 341. Das Augustenburger Schloss war bis 1876 preußische Kaserne, danach beherbergte es ein Lehrerinnenseminar.
Nach der Eingliederung Nordschleswigs in den dänischen Staat 1920 handelte Herzog Ernst Günther einen Übernahmevertrag für die Augustenburger Besitzungen aus und 1921 wurde das Schloss an den dänischen Staat verkauft. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 331. 1932 wurde eine Nervenheilanstalt in der Anlage eingerichtet, die als psychiatrische Einrichtung noch besteht. Den Ersten und Zweiten Weltkrieg überstand das Schloss ohne Schäden.
Das Schloss in der Gegenwart
Schloss Augustenburg beherbergt heute eine psychiatrische Klinik. Siehe: Webauftritt der psychiatrischen Klinik im Schloss Augustenburg (dänisch). Die Einrichtung mit den Patientenzimmern und die Verwaltung befindet sich im Haupthaus der Schlossanlage und in einigen der früheren Nebengebäude. Das Krankenhaus besitzt Fachbereiche der allgemeinen Psychiatrie, der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Gerontopsychiatrie.
Die Innenräume des Schlosses sind wegen der Nutzung als Klinik für Besucher in der Regel nicht zu betreten. Ausnahmen bilden der Gartensaal und das Arbeitszimmer des Herzogs, die bei Besichtigungsterminen gelegentlich geöffnet werden. Siehe: Kontaktdaten für Besucher auf www.flensborgfjord.eu. Die Schlosskapelle ist während der Sommermonate wochentags für Besucher zugänglich. Im nördlichen Trakt des Torhauses befindet sich eine kleine Ausstellung, die sich dem Schloss und seiner Geschichte widmet. Das Hofareal und der Schlosspark sind jederzeit frei zugänglich, der Schlosspark ist regelmäßiger Austragungsort verschiedener Musikveranstaltungen. Neben klassischer Musik werden auch Pop- und Rockkonzerte präsentiert, so traten zum Beispiel im Sommer 2006 Eric Clapton] Siehe:Ankündigung auf www.whereseric.com (englisch) und im Sommer 2008 Mark Knopfler dort auf. Siehe: Ankündigung auf www.lastfm.de.de
Baulichkeiten
Das Schlossgebäude
Über den Vorgängerbau des heutigen Schlosses ist nur wenig bekannt. Der als großzügiges Fachwerkhaus beschriebene vierflügelige Bau Siehe: Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein, Seite 104, und Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 313, wurde für die neue Residenz abgebrochen. Der Neubau wurde von 1770 bis 1776 im Auftrag von Herzog Friedrich Christian I. durch Johann Gottfried Rosenberg errichtet Siehe: Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein, Seite 163. Es war das letzte und größte Bauwerk des Architekten, der unter anderem auch den Marstall, das Reit- und das Prinzenhaus am Plöner Schloss sowie die Herrenhäuser Rundhof und Ludwigsburg entwarf. Siehe: Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein, Seite 163
Schloss Augustenburg wurde als große, dreiflügelige Anlage errichtet. Den Haupttrakt bildet das nach Westen ausgerichtete, riegelartige Corps de Logis, das sich zum Hof mit fünfzehn und zum Garten mit neunzehn Fensterachsen öffnet. Beide Fassaden werden von einem nur flach hervorspringenden Mittelrisaliten mit Dreiecksgiebel und Trophäenreliefs mit den Initialen des Bauherren betont. Hofseitig wird das dreigeschossige Gebäude durch je einen nördlichen und einen südlichen fünfachsigen Flügelbau zur Hufeisenform erweitert. Die Seitentrakte sind außerdem durch zweigeschossige Anbauten um weitere sieben Achsen verlängert, im nördlichen dieser Flügel befindet sich die Schlosskapelle. Sämtliche Fensterachsen sind durch breite Lisenen voneinander getrennt, die das dreigeschossige Hauptgebäude im Sinne der Kolossalordnung gliedern. Das Schloss umringt in typisch barocker Weise einen gepflasterten Ehrenhof. Dem Gebäude gegenüber stehen drei symmetrische Nebengebäude, die einen früheren Wirtschaftsplatz rahmen. Alle Bauten zusammen formen eine große rechteckige, annähernd geschlossene Hofanlage.
Innenräume
Im Gegensatz zum strengen Erscheinungsbild der Fassaden war die Innenausstattung des Schlosses noch dem Stil des Rokoko verpflichtet. Die Beletage mit der Fürstenwohnung befand sich im ersten Obergeschoss, das Untergeschoss war den offiziellen Räumen vorbehalten. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 332. Die Ausgestaltung der Räume übernahm der Italiener Michelangelo Taddei. Siehe: Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein, Seite 196, der auch die Stuckaturen in den Herrenhäusern von Gelting und Lundsgaard schuf. Siehe: Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein, Seite 200. Der bedeutendste Raum des Schlosses ist der mit feinen Rocaillestuckaturen dekorierte Gartensaal, der im Erdgeschoss des Corps de Logis als zentral gelegener Salon diente. Der Gartensaal ist neben dem ebenfalls in Rokokoformen gehaltenen Arbeitszimmer des letzten Herzogs der einzige Raum des Schlosses, der weitgehend in alten Formen erhalten und gelegentlich für Besucher zugänglich ist. Siehe: Kontaktdaten für Besucher auf www.flensborgfjord.eu. Die Räume dienen heute weitgehend dem Klinkbetrieb, Möbel, Kunstwerke und sonstiges Originalinventar des Schlosses wurden bereits 1853 zu einem Großteil versteigert. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 326. Bedingt durch die lange Fremdnutzung des Gebäudes ist von der ehemaligen Ausstattung des Schlosses nur wenig erhalten und die einstige Funktion der Räume kaum dokumentiert.
Die Schlosskirche
Den größten Raum des Schlosses nimmt die Schlosskirche ein, die – von außen nicht sichtbar – den gesamten zweistöckigen Anbau des Nordflügels belegt. Die Kirche ist der Nachfolgebau einer älteren Kapelle von 1671, die vor dem Neubau des Schlosses ebenfalls abgetragen wurde. Der Kirchensaal des späteren 18. Jahrhunderts ist mit seiner einheitlichen Rokokoausstattung bis in die Gegenwart nahezu unverändert erhalten, die Stuckarbeiten wurden vermutlich ebenfalls von Michelangelo Taddei ausgeführt. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 333. Eine Besonderheit ist das Taufbecken aus Carraramarmor, das 1821 als Geschenk des russischen Zaren Alexander I. aufgestellt wurde.
Der als Predigtkirche angelegte Saal ist, den Fensterachsen folgend, in sieben Joche gegliedert. Die Joche werden im Erdgeschoss auf beiden Seiten von je sechs [dorischen, auf der Höhe der Empore von je sechs korinthischen Säulen getrennt, so dass eine dreischiffige Halle gebildet wird. Der Raum ist auf einen hohen, durch eine geschwungene Balustrade vom Saal abgegrenzten Kanzelaltar an der östlichen Außenwand ausgerichtet. Der ) Prospekt der Orgel über dem Altaraufbau stammt vom holsteinischen Orgelbauer Johann Daniel Busch. Das Orgelwerk wurde 1978 erneuert. Dem Altar gegenüber an der Westwand befindet sich auf der Höhe der Empore der verglaste Fürstenstuhl. Von dieser aufwendig gestalteten Loge aus konnten der Schlossherr und seine Familie die Predigt verfolgen.
Die Kirche diente nicht allein der herzoglichen Familie sondern auch dem im Schloss lebenden Hofstaat, dessen Mitglieder ihren Platz auf den Emporen hatten. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 333. Die bei Hof beschäftigten Bewohner des Ortes hatten ihre Plätze im Erdgeschoss der Kirche. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 333. Als Kirchturm diente der Dachreiter des Torhauses, von dessen Glockenstuhl aus zu den Gottesdiensten geläutet wurde. Die Schlosskirche dient seit 1874 als Gemeindekirche der Stadt Augustenburg. Eine umfangreiche Restaurierung des Kirchensaals fand 1972 statt.
Stilistische Einordnung
Das Augustenburger Schloss ist im früheren Herzogtum Schleswig der einzige landesherrliche Residenzbau des 18. Jahrhunderts. Nach der Besetzung des Gottorfer Anteils des Herzogtums durch Dänemark 1713 wurde das Land dem Königreich 1720 auch offiziell angegliedert. Unter der dänischen Krone wurden keine Residenzbauten in Schleswig mehr errichtet und zahlreiche ältere Schlösser sogar abgebrochen, so zum Beispiel Tönning oder die Duburg. Siehe: J. Habich, D. Lafrenz, H. Schulze, L. Wilde: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein, Seite 15 u. 16. L&H Verlag, Hamburg 1998, ISBN 978-3928119245. Die Ländereien der übrigen Sonderburger Nebenlinien in Schleswig, Norburg und Glücksburg, kamen nach Tauschgeschäften oder Erbgängen im 18. Jahrhundert ebenfalls zu Dänemark. Die finanziellen Mittel für bauliche Großprojekte fehlten den sogenannten Kadettenlinien ohnehin. Schlossartige Bauten entstanden lediglich noch mit den Herrenhäusern auf den adligen Gütern. Siehe: J. Habich, D. Lafrenz, H. Schulze, L. Wilde: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein, Seite 15 u. 16. L&H Verlag, Hamburg 1998, ISBN 978-3928119245.
Das Augustenburger Schloss ist in einer stilistischen Übergangsphase entstanden, dies wird vor allem an den Fassaden deutlich. Die hufeisenförmige Anlage mit großen Flügelbauten und die kräftige Farbakzentuierung in weiß und gelb sind noch typisch für die Residenzen des Barock, die sparsame Verwendung von Dekorationselementen, die festlichen, tempelartigen Giebel und die blockhafte Gartenfassade sind dagegen schon deutlich vom Klassizismus geprägt. Die Bauformen Schloss Augustenburgs sind einfache geometrische Körper, auf ein gestaffeltes [1] wurde ebenso verzichtet wie auf konkave und konvexe Schwünge.
Die Lisenen mit den eingezogenen Winkeln sind ein Motiv, das der Architekt Rosenberg an mehreren seiner Werke anwandte, so zum Beispiel an den Nebengebäuden von Rundhof, an der Kirche von Hohenwestedt oder am Herrenhaus von Windeby. siehe: Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein, Seite 164. Ebenso befinden sie sich am Schloss Sandbjerg, das aus einem früheren Sonderburger Gut auf der Halbinsel Sundewitt errichtet wurde und in seiner kräftigen Farbakzentuierung wie eine kleinere Variante von Augustenburg wirkt.
Die Umgebung des Schlosses
Der Hof und die Stadt
Dem Schloss stehen in östlicher Richtung drei Nebengebäude gegenüber, die einen eigenen, heute mit einer Rasenfläche versehenen Wirtschaftshof umgeben. Die gesamte Anlage ist vollkommen symmetrisch; die Hauptachse des Schlossareals führt, von der Schlossallee kommend, quer durch das Torhaus, über den Hof und den Gartensaal bis in den Schlosspark und von dort in den Waldbereich.
Die barocken Bauten des Wirtschaftshofs bestehen aus unverputztem, lehmfarbigem Backstein. Sie stammen aus den Jahren 1764 bis 1770 und wurden noch vor dem Neubau des Schlosses errichtet. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 319. Der mittlere Bau mit dem Torhaus ist als Gegenstück zum Schloss aufwendiger gestaltet als seine seitlichen Pendants. Die Gebäudemitte mit der Tordurchfahrt wird von einem dreiachsigen, mit einem Dachreiter bekrönten Uhrenturm betont. Der Dachreiter enthält die Glocken der Schlosskirche. Das Torhaus diente als Pförtnerwohnung und Remise, worauf bis heute vier große Tore verweisen. Im nördlichen Trakt dieses Gebäudes ist das sogenannte Mini-Museum untergebracht, in dem die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner erläutert wird. Das Torhaus wird nördlich und südlich von zwei langgezogenen Wirtschaftsbauten flankiert. Das südliche Gebäude diente ehemals als Marstall, das nördliche als Reithalle, in der auch das Gutskontor und Räume für die Stallknechte untergebracht waren. Hinter der Reithalle befinden sich als weitere Nebengebäude die frühere Schlossküche und das einstige Waschhaus. Die Bauten des Wirtschaftshofs dienen heute vor allem der Verwaltung des Klinikbetriebs.
Der Flecken Augustenburg war in seiner Wirtschaft vollständig auf das Schloss zugeschnitten. Augustenburg bestand bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts lediglich aus zwei größeren Straßen. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 332. 1845 wurden 660 Einwohner gezählt. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 332. Nördlich des Schlosses verläuft die eigentliche Hauptstraße, während die Schlossallee mit Bezug auf das Torhaus als repräsentative Auffahrt gestaltet wurde. Die meisten der Häuser folgten einem einheitlichen Bauprinzip, es waren zumeist traufenständige, weißgekalkte Bauten mit Krüppelwalmdächern und Mansardengiebeln. Siehe: Rasmussen, Imberger, Lohmeier, Mommsen: Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg, Seite 332. Zahlreiche Häuser des sogenannten Augustenburger Stils sind noch erhalten. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzten sich auch andere Bauformen durch.
Der Schlossgarten und die Lusthäuser
Der die Anlage umgebende Schlosspark ist aus einem Barockgarten hervorgegangen. Die Fläche vor dem Schloss war einst durch Broderieparterres und Boskette geschmückt. Siehe: Karte Augustenburgs von 1796, zu dieser Zeit ist die Fläche vor dem Schloss noch durch die Barockparterres geschmückt. Der barocke Garten wurde im 19. Jahrhundert in einen Landschaftspark umgeformt, die ursprüngliche Gestalt ist seitdem nur noch in Grundzügen zu erkennen, insbesondere im nahen Waldbereich haben sich einige Alleen des 18. Jahrhunderts erhalten. Nach dem Auszug der herzoglichen Familie 1848 wurden keine größeren Umgestaltungen mehr vorgenommen.
Schloss Augustenburg steht in idyllischer Lage direkt oberhalb einer Bucht der Augustenburger Förde, eines Arms der Ostsee. Die Ausblicke auf die Förde und die dahinter liegende Landschaft erscheinen wie eine Fortsetzung des Gartens in der Ferne, ein Effekt, der für einen Landschaftsgarten englischer Prägung charakteristisch ist. Typische Gartenarchitekturen wie Tempel oder Grotten fehlen jedoch. Der Schlossgarten in seiner heuten Gestalt besteht aus einem großen Rasenparterre vor dem Corps de Logis, dessen nördliche Begrenzung eine in Formschnitt gestaltete Hecke bildet. Nach Westen führt eine Sichtachse in den Waldbereich, während der Garten nach Süden den Blick auf die Ostseebucht zulässt. Der Gartenbereich vor dem Schlossgebäude wird durch Baumgruppen und eine modellierte Hügellandschaft gestaltet, die durch Rundwege erschlossen wird. Unter einer der Linden im Schlosspark erinnert eine Gedenktafel an den Dichter Hans Christian Andersen, der dort an zahlreichen seiner Werke gearbeitet haben soll.
Innerhalb des Schlossparks befinden sich das so genannte Palais und das Haus des Prinzen. Es handelt sich dabei um zwei Lusthäuser samt Nebengebäuden, die nach dem Auszug der herzoglichen Familie 1848 in öffentliche Nutzung übergingen. Das Haus des Prinzen ist ein kleines, verhältnismäßig spartanisch anmutendes Wohnhaus. Errichtet wurde es 1765 für Emil August, den jüngeren Bruder Herzogs Friedrich Christian I. Der Prinz nahm im Alter von 42 Jahren Abschied von seiner militärischen Laufbahn und wollte dort ein ruhiges Leben ohne Pracht führen, das rote Haus sollte ihm als Eremitage dienen. Emil August lebte dort bis zu seinem Tod 1786. Das kleine Anwesen ging testamentarisch an seine Schwester Louise Christine Caroline über, die dort auf Lebenszeit über alle Einrichtungen verfügen sollte.
Da das alte Prinzenhaus zu klein für eine angemessene Hofhaltung war, ließ ihr Vater zusätzlich das sogenannte Palais errichten, das bis 1788 fertig gestellt wurde. Die Prinzessin lebte dort bis zu ihrem Tod 1815. Von 1820 bis 1843 war es als Wittum der Hauptwohnsitz der Herzoginwitwe Louise Augusta. Das klassizistische Palais ist nur unwesentlich größer als das Prinzenhaus, aber aufwendiger ausgestattet. Der siebenachsige Bau liegt oberhalb eines Rasenparterres mit Blick zum Fördeufer. Seine Gartenfassade wird durch einen flach hervorspringenden Risaliten betont, der durch hohe Pilaster in Kolossalordnung gegliedert ist. Die rückwärtige Fassade ist zum Hof durch eine säulengeschmückte Loggia geöffnet. Die Innenräume sind in ihrer Dekoration schon dem Klassizismus zuzurechnen.
Das heute als Palæet Augustiana bezeichnete Gebäude bildet zusammen mit dem Prinzenhaus den Mittelpunkt eines Skulpturenparks innerhalb des Schlossgartens. Siehe:Webauftritt augustiana.dk (dänisch) und Kontaktinformationen für Besucher (deutsch) Siehe: Das Haus ist für die Öffentlichkeit zugänglich und beherbergt Ausstellungsräume, in denen vorwiegend Werke zeitgenössischer Künstler präsentiert werden.
Quelle
Wikipedia - Die freie Enzyklopädie
Weblinks
Commons: Schloss Augustenburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur
- C. R. Rasmussen, E. Imberger, D. Lohmeier, I. Mommsen Die Fürsten des Landes - Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg. Wachholtz Verlag, 2008
- Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München, 1980, ISBN 978-3422007123