Prager Frieden (1866): Unterschied zwischen den Versionen
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Der '''Prager Frieden''' ist ein am 23. August 1866 geschlossener [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag Friedensvertrag] zwischen dem Königreich [http://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fen Preußen] und dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Kaisertum_%C3%96sterreich Kaisertum Österreich], der neben anderen Abkommen Preußens mit süd- und mitteldeutschen Staaten den [http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Krieg Deutschen Krieg] beendete. Die bereits im [http://de.wikipedia.org/wiki/Vorfrieden_von_Nikolsburg Vorfrieden von Nikolsburg] (26. Juli 1866) getroffenen Vereinbarungen einer Neuordnung der deutschen Staatenwelt wurden damit manifestiert. | Der '''Prager Frieden''' ist ein am 23. August 1866 geschlossener [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag Friedensvertrag] zwischen dem Königreich [http://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fen Preußen] und dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Kaisertum_%C3%96sterreich Kaisertum Österreich], der neben anderen Abkommen Preußens mit süd- und mitteldeutschen Staaten den [http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Krieg Deutschen Krieg] beendete. Die bereits im [http://de.wikipedia.org/wiki/Vorfrieden_von_Nikolsburg Vorfrieden von Nikolsburg] (26. Juli 1866) getroffenen Vereinbarungen einer Neuordnung der deutschen Staatenwelt wurden damit manifestiert. | ||
− | Die österreichische Regierung, die in den Verhandlungen die Pflicht zur Zahlung von [http://de.wikipedia.org/wiki/Reparationen Reparationen] begrenzen konnte, zeigte sich deutschlandpolitisch kompromissbereit. Sie [http://de.wikipedia.org/wiki/Anerkenntnis erkannte]] die endgültige Auflösung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bund Deutschen Bundes] an und musste zustimmen, dass die deutschen Verhältnisse ohne ihre Mitwirkung neu gestaltet wurden. In Bezug auf die Nordhälfte Deutschlands gestattete die Donaumonarchie dem ambitionierten Hohenzollernstaat, umfangreiche [http://de.wikipedia.org/wiki/Annexion Annexion]en vorzunehmen: Die [http://de.wikipedia.org/wiki/Monarchie Monarchen] von [http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Hannover Hannover], [http://de.wikipedia.org/wiki/Kurhessen Kurhessen]] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Nassau Nassau] wurden entthront, ihre Territorien an Preußen angeschlossen. Außerdem verzichtete Österreich zugunsten Preußens auf seine Rechte an [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]] und [ | + | Die österreichische Regierung, die in den Verhandlungen die Pflicht zur Zahlung von [http://de.wikipedia.org/wiki/Reparationen Reparationen] begrenzen konnte, zeigte sich deutschlandpolitisch kompromissbereit. Sie [http://de.wikipedia.org/wiki/Anerkenntnis erkannte]] die endgültige Auflösung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bund Deutschen Bundes] an und musste zustimmen, dass die deutschen Verhältnisse ohne ihre Mitwirkung neu gestaltet wurden. In Bezug auf die Nordhälfte Deutschlands gestattete die Donaumonarchie dem ambitionierten Hohenzollernstaat, umfangreiche [http://de.wikipedia.org/wiki/Annexion Annexion]en vorzunehmen: Die [http://de.wikipedia.org/wiki/Monarchie Monarchen] von [http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Hannover Hannover], [http://de.wikipedia.org/wiki/Kurhessen Kurhessen]] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Nassau Nassau] wurden entthront, ihre Territorien an Preußen angeschlossen. Außerdem verzichtete Österreich zugunsten Preußens auf seine Rechte an [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Holstein Holstein], so dass auch sie dem preußischen Staat angegliedert werden konnten – ebenso wie die bisher [http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Stadt_Frankfurt Freie Stadt Frankfurt]. Auf Intervention [http://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_III. Napoleon III.] stellte Artikel 5 des Vertrages der überwiegend dänischfreundlichen Bevölkerung Nordschleswigs eine Volksabstimmung über einen möglichen Anschluss an Dänemark in Aussicht (Preußen und Österreich annullierten jedoch die Klausel 1878 einvernehmlich). |
− | Das [ | + | Das [http://de.wikipedia.org/wiki/Habsburgerreich Habsburgerreich] musste im Prager Frieden gegenüber Preußen keine territorialen Einbußen hinnehmen - anders als im Verhältnis zu Preußens Verbündetem [http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Italien_(1861%E2%80%931946)#K.C3.B6nigreich_Italien Italien], das [http://de.wikipedia.org/wiki/Venetien Venetien] erwarb. Preußens Politik zielte auf eine strategische Aussöhnung mit Österreich, um seine eigene Südgrenze langfristig abzusichern, was aber erst nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 endgültig gelang. |
− | Preußens expansionistisches Etappenziel war zudem erreicht, da Österreich den am 18. August 1866 gebildeten [ | + | Preußens expansionistisches Etappenziel war zudem erreicht, da Österreich den am 18. August 1866 gebildeten [http://de.wikipedia.org/wiki/Norddeutscher_Bund Norddeutschen Bund] und somit die Vorherrschaft Preußens in weiten Teilen Deutschlands anerkannte. Es akzeptierte auch eine künftige „nationale Verbindung“ des Norddeutschen Bundes mit den zu vereinigenden süddeutschen Staaten [http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Bayern Bayern], [http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_W%C3%BCrttemberg Württemberg], [http://de.wikipedia.org/wiki/Baden_(Land) Baden] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fherzogtum_Hessen Hessen-Darmstadt], doch sollte dabei deren „internationale unabhängige Existenz“ nicht angetastet werden. [http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Bismarck Otto von Bismarck] nahm die [http://de.wikipedia.org/wiki/Main Main]linie als Grenze für den preußischen Einfluss vor allem mit Rücksicht auf die Forderungen des [http://de.wikipedia.org/wiki/Frankreich französischen] Kaisers [http://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_III. Napoleon III.] hin. Allerdings wurde diese Linie schon im Spätsommer 1866 überschritten, und zwar durch den Abschluss von [http://de.wikipedia.org/wiki/Schutz-_und_Trutzb%C3%BCndnis Schutz- und Trutzbündnis]sen zwischen Preußen und den drei süddeutschen Staaten (mit Hessen-Darmstadt im Frühjahr 1867). |
− | Die im Prager Frieden vorgesehene Vereinigung dieser süddeutschen Staaten zum sogenannten '''Südbund''' (auch: ''Süddeutscher Bund'') fand in den Regierungen Badens und Württembergs keine ernsthafte Unterstützung. Da der neu berufene bayerische Ministerpräsident [ | + | Die im Prager Frieden vorgesehene Vereinigung dieser süddeutschen Staaten zum sogenannten '''Südbund''' (auch: ''Süddeutscher Bund'') fand in den Regierungen Badens und Württembergs keine ernsthafte Unterstützung. Da der neu berufene bayerische Ministerpräsident [http://de.wikipedia.org/wiki/Chlodwig_zu_Hohenlohe-Schillingsf%C3%BCrst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst] eher [http://de.wikipedia.org/wiki/Kleindeutsche_L%C3%B6sung kleindeutsch“] gesinnt war (auch gegen innerbayerische Widerstände) und keine Vormachtstellung Bayerns in Süddeutschland anstrebte, scheiterte diese Konzeption. Die unabhängigkeitsbezogene Vertragsklausel blieb angesichts des weiteren Ausbaus der von Bismarck betriebenen angliedernden Integration (z. B. die Schaffung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Zollparlament Zollparlament]s) [http://de.wikipedia.org/wiki/Makulatur Makulatur]. Das Werben Österreichs um seine Verbündeten von 1866 verlief erfolglos. |
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Version vom 12. November 2009, 11:27 Uhr
Der Prager Frieden ist ein am 23. August 1866 geschlossener Friedensvertrag zwischen dem Königreich Preußen und dem Kaisertum Österreich, der neben anderen Abkommen Preußens mit süd- und mitteldeutschen Staaten den Deutschen Krieg beendete. Die bereits im Vorfrieden von Nikolsburg (26. Juli 1866) getroffenen Vereinbarungen einer Neuordnung der deutschen Staatenwelt wurden damit manifestiert.
Die österreichische Regierung, die in den Verhandlungen die Pflicht zur Zahlung von Reparationen begrenzen konnte, zeigte sich deutschlandpolitisch kompromissbereit. Sie erkannte] die endgültige Auflösung des Deutschen Bundes an und musste zustimmen, dass die deutschen Verhältnisse ohne ihre Mitwirkung neu gestaltet wurden. In Bezug auf die Nordhälfte Deutschlands gestattete die Donaumonarchie dem ambitionierten Hohenzollernstaat, umfangreiche Annexionen vorzunehmen: Die Monarchen von Hannover, Kurhessen] und Nassau wurden entthront, ihre Territorien an Preußen angeschlossen. Außerdem verzichtete Österreich zugunsten Preußens auf seine Rechte an Schleswig und Holstein, so dass auch sie dem preußischen Staat angegliedert werden konnten – ebenso wie die bisher Freie Stadt Frankfurt. Auf Intervention Napoleon III. stellte Artikel 5 des Vertrages der überwiegend dänischfreundlichen Bevölkerung Nordschleswigs eine Volksabstimmung über einen möglichen Anschluss an Dänemark in Aussicht (Preußen und Österreich annullierten jedoch die Klausel 1878 einvernehmlich).
Das Habsburgerreich musste im Prager Frieden gegenüber Preußen keine territorialen Einbußen hinnehmen - anders als im Verhältnis zu Preußens Verbündetem Italien, das Venetien erwarb. Preußens Politik zielte auf eine strategische Aussöhnung mit Österreich, um seine eigene Südgrenze langfristig abzusichern, was aber erst nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 endgültig gelang.
Preußens expansionistisches Etappenziel war zudem erreicht, da Österreich den am 18. August 1866 gebildeten Norddeutschen Bund und somit die Vorherrschaft Preußens in weiten Teilen Deutschlands anerkannte. Es akzeptierte auch eine künftige „nationale Verbindung“ des Norddeutschen Bundes mit den zu vereinigenden süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt, doch sollte dabei deren „internationale unabhängige Existenz“ nicht angetastet werden. Otto von Bismarck nahm die Mainlinie als Grenze für den preußischen Einfluss vor allem mit Rücksicht auf die Forderungen des französischen Kaisers Napoleon III. hin. Allerdings wurde diese Linie schon im Spätsommer 1866 überschritten, und zwar durch den Abschluss von Schutz- und Trutzbündnissen zwischen Preußen und den drei süddeutschen Staaten (mit Hessen-Darmstadt im Frühjahr 1867).
Die im Prager Frieden vorgesehene Vereinigung dieser süddeutschen Staaten zum sogenannten Südbund (auch: Süddeutscher Bund) fand in den Regierungen Badens und Württembergs keine ernsthafte Unterstützung. Da der neu berufene bayerische Ministerpräsident Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst eher kleindeutsch“ gesinnt war (auch gegen innerbayerische Widerstände) und keine Vormachtstellung Bayerns in Süddeutschland anstrebte, scheiterte diese Konzeption. Die unabhängigkeitsbezogene Vertragsklausel blieb angesichts des weiteren Ausbaus der von Bismarck betriebenen angliedernden Integration (z. B. die Schaffung des Zollparlaments) Makulatur. Das Werben Österreichs um seine Verbündeten von 1866 verlief erfolglos.