Peter Callesen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben und Beruf ==
 
== Leben und Beruf ==
Peter Callesen wuchs in Tondern auf und besuchte das dortige [http://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerseminar Lehrerseminar]. Nach der Abtretung Nordschlewigs an [http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4nemark Dänemark] beendete er sein Studium an dem nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Nieb%C3%BCll Niebüll] verlegten Seminar 1921 mit der 1. Lehrerexamen. Er übernahm die neugegründete deutsche Privatschule in [http://de.wikipedia.org/wiki/Broacker Broacker] und arbeitete darüber hinaus als Wanderlehrer. 1923 erhielt er einen  einjährigen Bildungsurlaub und studierte am [http://de.wikipedia.org/wiki/Philipps-Universit%C3%A4t_Marburg Institut für Grenz- und Auslandsdeutschtum in Marburg]. 1925 übernahm er die Leitung der deutschen Privatschule [http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCgumkloster Lügumkloster]. 1928 heiratete er die aus Österreich stammende Ingeborg May. Als der Hauptbibliothekar der Volksgruppe, [[Frederik Christensen]], im Strudel der Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen nationalsozialistischen  Gruppierungen in der Minderheit 1937 von der Regierung in [http://de.wikipedia.org/wiki/Provinz_Schleswig-Holstein Schleswig] als Lehrer nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Bezirk_Altona Altona] strafversetzt wurde, bestellte man Peter Callesen zum neuen [http://de.wikipedia.org/wiki/Bibliothekar Hauptbibliothekar] mit Sitz in Apenrade. Er betrieb den Ausbau des deutschen Bibliothekswesens, das 1945 über ein gut ausgebautes System mit acht Kleinstadtbüchereien in eigenen Räumlichkeiten und insgesamt 90 Büchereien in Schulen und Privathäusern verfügte. Die Zahl der Leser lag bei 9.000 und die Entleihungen bei 150.000. In Zuge der durch die Nationalsozialisten 1938 durchgeführten Gleichschaltung der Organisationen der Minderheit unter der Leitung von "Volksgruppenführer" [[Jens Möller]] und der damit verbundenen Einführung des Führerprinzips wurde Peter Callesen zum Beauftragten für Kultur bestimmt. Er war zugleich Mitglied des von Möller eingerichteten "kleinen politischen Rates", des neuen nationalsozialistischen Führungsgremiums. Ab 1938 war er neben seiner Bibliothekstätigkeit Leiter der Filmstelle und ab 1942 des Kulturamtes. Nach Konflikten mit deutschen Pastoren installierte Möller ein Kirchenamt im Dibbernhaus in Apenrade und setzte auch in diesem Peter Callesen ein. Von April 1944 bis Kriegsende war er in Vertretung von Jef Blume, der sich freiwillig zum Kriegsdienst in der Waffen-SS gemeldet hatte Herausgeber der nationalsozialistischen nordschleswigschen Jugendzeitschrift " Junge Front. Ab Januar 1945 war er Vorsitzender des Schulamtes. Als eine der führenden Persönlichkeiten während der nationalsozialistischen Periode der Deutschen Minderheit wurde Peter Callesen 1945 interniert und zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Haftentlassung war er anfänglich arbeitslos, kehrte aber später in seine alte Funktion als Hauptbibliothekar zurück und war entscheidend am Wiederaufbau des Bibliothekswesens der Minderheit nach dem 2. Weltkrieg beteiligt. 1949 wurde er erster Büchereidirektor des neu gegründeten Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig und behielt diese Funktion bis zu seiner Pensionierung 1970. Zu den Höhepunkten seiner Dienstzeit gehört die Errichtung des Neubaus der [[Deutsche Büchereizentrale und Zentralbücherei Apenrade|Deutschen Büchereizentrale und Zentralbücherei Apenrade]] 1967. Von 1968 bis kurz vor seinem Tod 1980 war Peter Callesen Vorsitzender der [[Nordschleswigsche Gemeinde|Nordschleswigschen Gemeinde der Ev.-luth. Nordelbischen Kirche]]. Peter Callesen gehörte zu den jungen deutschen Nordchleswigern, die sich 1920 Pastor [[Johannes Schmidt-Wodder]] anschlossen, um nach der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark unter seiner Leitung eine neue deutsche Gemeinschaft aufzubauen. In Tondern war er Mitglied der Jugendorganisation „Wandervogel“, die ihn wie viele andere Lehrer und Mitarbeiter beim organisatorischen Aufbau der Minderheit prägte. Er war mehrere Jahre ehrenamtlicher Leiter der deutschen Jugendbünde in Nordschleswig. Sein besonderes Interesse galt der Betreuung und dem Kontakt zu den sog. "Streudeutschen", d.h. den Mitgliedern der Minderheit, die in den Randgebieten Nordschleswigs wohnen. Auch deshalb betrieb er intensiv den Aufbau der [http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrb%C3%BCcherei Fahrbücherei]. Darüber hinaus betätigte er sich lange Jahre als Redakteur des Deutschen Volkskalenders Nordschleswig und als Schriftführer im Vorstand der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig.
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Peter Callesen wuchs in Tondern auf und besuchte das dortige [http://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerseminar Lehrerseminar]. Nach der Abtretung Nordschlewigs an [http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4nemark Dänemark] beendete er sein Studium an dem nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Nieb%C3%BCll Niebüll] verlegten Seminar 1921 mit dem 1. Lehrerexamen. Er übernahm die neugegründete deutsche Privatschule in [http://de.wikipedia.org/wiki/Broacker Broacker] und arbeitete darüber hinaus als Wanderlehrer. 1923 erhielt er einen  einjährigen Bildungsurlaub und studierte am [http://de.wikipedia.org/wiki/Philipps-Universit%C3%A4t_Marburg Institut für Grenz- und Auslandsdeutschtum in Marburg]. 1925 übernahm er die Leitung der deutschen Privatschule [http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCgumkloster Lügumkloster]. 1928 heiratete er die aus Österreich stammende Ingeborg May. Als der Hauptbibliothekar der Volksgruppe, [[Frederik Christensen]], im Strudel der Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen nationalsozialistischen  Gruppierungen in der Minderheit 1937 von der Regierung in [http://de.wikipedia.org/wiki/Provinz_Schleswig-Holstein Schleswig] als Lehrer nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Bezirk_Altona Altona] strafversetzt wurde, bestellte man Peter Callesen zum neuen [http://de.wikipedia.org/wiki/Bibliothekar Hauptbibliothekar] mit Sitz in Apenrade. Er betrieb den Ausbau des deutschen Bibliothekswesens, das 1945 über ein gut ausgebautes System mit acht Kleinstadtbüchereien in eigenen Räumlichkeiten und insgesamt 90 Büchereien in Schulen und Privathäusern verfügte. Die Zahl der Leser lag bei 9.000 und die Entleihungen bei 150.000. Im Zuge der durch die Nationalsozialisten 1938 durchgeführten Gleichschaltung der Organisationen der Minderheit unter der Leitung von "Volksgruppenführer" [[Jens Möller]] und der damit verbundenen Einführung des Führerprinzips, wurde Peter Callesen zum Beauftragten für Kultur bestimmt. Er war zugleich Mitglied des von Möller eingerichteten "kleinen politischen Rates", des neuen nationalsozialistischen Führungsgremiums. Ab 1938 war er neben seiner Bibliothekstätigkeit Leiter der Filmstelle und ab 1942 des Kulturamtes. Nach Konflikten mit deutschen Pastoren installierte Möller ein Kirchenamt im Dibbernhaus in Apenrade und setzte auch in diesem Peter Callesen ein. Von April 1944 bis Kriegsende war er in Vertretung von Jef Blume, der sich freiwillig zum Kriegsdienst in der Waffen-SS gemeldet hatte, Herausgeber der nationalsozialistischen nordschleswigschen Jugendzeitschrift "Junge Front". Ab Januar 1945 war er Vorsitzender des Schulamtes. Als eine der führenden Persönlichkeiten während der nationalsozialistischen Periode der Deutschen Minderheit wurde Peter Callesen 1945 interniert und zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Haftentlassung war er anfänglich arbeitslos, kehrte aber später in seine alte Funktion als Hauptbibliothekar zurück und war entscheidend am Wiederaufbau des Bibliothekswesens der Minderheit nach dem 2. Weltkrieg beteiligt. 1949 wurde er erster Büchereidirektor des neu gegründeten Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig und behielt diese Funktion bis zu seiner Pensionierung 1970. Zu den Höhepunkten seiner Dienstzeit gehört die Errichtung des Neubaus der [[Deutsche Büchereizentrale und Zentralbücherei Apenrade|Deutschen Büchereizentrale und Zentralbücherei Apenrade]] 1967. Von 1968 bis kurz vor seinem Tod 1980 war Peter Callesen Vorsitzender der [[Nordschleswigsche Gemeinde|Nordschleswigschen Gemeinde der Ev.-luth. Nordelbischen Kirche]]. Peter Callesen gehörte zu den jungen deutschen Nordschleswigern, die sich 1920 Pastor [[Johannes Schmidt-Wodder]] anschlossen, um nach der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark unter seiner Leitung eine neue, deutsche Gemeinschaft aufzubauen. In Tondern war er Mitglied der Jugendorganisation „Wandervogel“, die ihn wie viele andere Lehrer und Mitarbeiter beim organisatorischen Aufbau der Minderheit prägte. Er war mehrere Jahre ehrenamtlicher Leiter der deutschen Jugendbünde in Nordschleswig. Sein besonderes Interesse galt der Betreuung und dem Kontakt zu den sog. "Streudeutschen", d.h. den Mitgliedern der Minderheit, die in den Randgebieten Nordschleswigs wohnen. Auch deshalb betrieb er intensiv den Aufbau der [http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrb%C3%BCcherei Fahrbücherei]. Darüber hinaus betätigte er sich lange Jahre als Redakteur des Deutschen Volkskalenders Nordschleswig und als Schriftführer im Vorstand der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig.
  
 
== Publikationen ==
 
== Publikationen ==
* '' 1944 D. h. c. Johs Schmidt-Wodder 1869-1944 Apenrade : Nordschleswig-Verlag
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* '' 1944 D. h. c. Johs. Schmidt-Wodder 1869-1944 Apenrade : Nordschleswig-Verlag
* '' 1953 Kurzer geschichtlicher Aufriß des Büchereiwesens in Nordschleswig in "Die Heimat", Band 60, Neumünster, Wachholz-Verlag
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* '' 1953 Kurzer geschichtlicher Aufriss des Büchereiwesens in Nordschleswig in "Die Heimat", Band 60, Neumünster, Wachholz-Verlag
 
* '' 1969 Nordschleswig, Flensburg : Wolff Verlag
 
* '' 1969 Nordschleswig, Flensburg : Wolff Verlag
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== Literatur ==
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* ''Ernst Siegfried Hansen, „Disteln am Wege“, Bielefeld-Bethel, 1957, Deutscher Heimat-Verlag
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* ''Harboe Kardel: Fünf Jahrzehnte meines Lebens, Apenrade, 1970, Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig, Heft 22 
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* [[Friedrich Jessen]]: Kirche im Grenzland, Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig, Heft 27, Apenrade 1973
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* ''Ditlev Tamm, Retsopøret efter besættelsen, Kopenhagen, 1984, Jurist- og Økonomforbundets Folag
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* [[Ingrid Riese]] und [[Peter Jessen Sönnichsen]]: Im Wandel der Zeiten - 75 Jahre Nordschleswigsche Gemeinde, Tingleff 1998, ISBN 87-986795-0-3
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* [[Günter Weitling]]: Deutsches Kirchenleben in Nordschleswig seit der Volksabstimmung 1920 /Hrsg. vom Bund Deutscher Nordschleswiger und Archiv/Historische Forschungsstelle der Deutschen Volksgruppe, Apenrade 2007, ISBN 978-87-991948-0-3
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==
* ''Nekrolog in "Deutscher Volkskalender Nordschleswig" Jahrgang 1981
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* '' Nekrolog in [[Index Nachrufe Deutscher Volkskalender Nordschleswig|Deutscher Volkskalender für Nordschleswig]], 1981
 
* ''[[Rudolf Stehr]], Peter Callesen - in "Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig", Heft 42, Jahrgang 1980
 
* ''[[Rudolf Stehr]], Peter Callesen - in "Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig", Heft 42, Jahrgang 1980
 
* ''Peter Jessen Sönnichsen, Mehr als Bücher, Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig, Apenrade 1991
 
* ''Peter Jessen Sönnichsen, Mehr als Bücher, Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig, Apenrade 1991
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* [http://d-nb.info/gnd/107830809 Literatur von und über Peter Callesen] im Katalog der [http://www.d-nb.de Deutschen Nationalbibliothek]
 
* [http://d-nb.info/gnd/107830809 Literatur von und über Peter Callesen] im Katalog der [http://www.d-nb.de Deutschen Nationalbibliothek]
 
* [http://www.buecherei.dk Homepage des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig]
 
* [http://www.buecherei.dk Homepage des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig]
* [http://www.kirche.dk/nordschleswigsche_gemeinde/index.html Homepage der Nordschleswigschen Gemeinde]
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* [http://www.kirche.dk Homepage der Nordschleswigschen Gemeinde]
 
* [http://www.buecherei.dk/Jubilaeumsbuch.pdf Peter Callesen in [[Nis-Edwin List-Petersen]], Mehr als Bücher - 60 Jahre Bibliotheksarbeit in Nordschleswig, Apenrade 2009]
 
* [http://www.buecherei.dk/Jubilaeumsbuch.pdf Peter Callesen in [[Nis-Edwin List-Petersen]], Mehr als Bücher - 60 Jahre Bibliotheksarbeit in Nordschleswig, Apenrade 2009]
 
* [http://www.bdn.dk/uploads/NELP-DeutscherTag2009.pdf Peter Callesen in Kurzreferat zum Deutschen Tag 2009]
 
* [http://www.bdn.dk/uploads/NELP-DeutscherTag2009.pdf Peter Callesen in Kurzreferat zum Deutschen Tag 2009]
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Aktuelle Version vom 7. Februar 2013, 07:20 Uhr

Peter Callesen (1971)

Peter Callesen (* 9. Oktober 1900 in Tondern; † 13. Juni 1980 in Apenrade) war ein Lehrer und Büchereidirektor des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig, der Dachorganisation des Bibliothekswesens der deutschen Minderheit in Dänemark und Vorsitzender der Nordschleswigschen Gemeinde der Ev.-luth. Nordelbischen Kirche.

Leben und Beruf

Peter Callesen wuchs in Tondern auf und besuchte das dortige Lehrerseminar. Nach der Abtretung Nordschlewigs an Dänemark beendete er sein Studium an dem nach Niebüll verlegten Seminar 1921 mit dem 1. Lehrerexamen. Er übernahm die neugegründete deutsche Privatschule in Broacker und arbeitete darüber hinaus als Wanderlehrer. 1923 erhielt er einen einjährigen Bildungsurlaub und studierte am Institut für Grenz- und Auslandsdeutschtum in Marburg. 1925 übernahm er die Leitung der deutschen Privatschule Lügumkloster. 1928 heiratete er die aus Österreich stammende Ingeborg May. Als der Hauptbibliothekar der Volksgruppe, Frederik Christensen, im Strudel der Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen nationalsozialistischen Gruppierungen in der Minderheit 1937 von der Regierung in Schleswig als Lehrer nach Altona strafversetzt wurde, bestellte man Peter Callesen zum neuen Hauptbibliothekar mit Sitz in Apenrade. Er betrieb den Ausbau des deutschen Bibliothekswesens, das 1945 über ein gut ausgebautes System mit acht Kleinstadtbüchereien in eigenen Räumlichkeiten und insgesamt 90 Büchereien in Schulen und Privathäusern verfügte. Die Zahl der Leser lag bei 9.000 und die Entleihungen bei 150.000. Im Zuge der durch die Nationalsozialisten 1938 durchgeführten Gleichschaltung der Organisationen der Minderheit unter der Leitung von "Volksgruppenführer" Jens Möller und der damit verbundenen Einführung des Führerprinzips, wurde Peter Callesen zum Beauftragten für Kultur bestimmt. Er war zugleich Mitglied des von Möller eingerichteten "kleinen politischen Rates", des neuen nationalsozialistischen Führungsgremiums. Ab 1938 war er neben seiner Bibliothekstätigkeit Leiter der Filmstelle und ab 1942 des Kulturamtes. Nach Konflikten mit deutschen Pastoren installierte Möller ein Kirchenamt im Dibbernhaus in Apenrade und setzte auch in diesem Peter Callesen ein. Von April 1944 bis Kriegsende war er in Vertretung von Jef Blume, der sich freiwillig zum Kriegsdienst in der Waffen-SS gemeldet hatte, Herausgeber der nationalsozialistischen nordschleswigschen Jugendzeitschrift "Junge Front". Ab Januar 1945 war er Vorsitzender des Schulamtes. Als eine der führenden Persönlichkeiten während der nationalsozialistischen Periode der Deutschen Minderheit wurde Peter Callesen 1945 interniert und zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Haftentlassung war er anfänglich arbeitslos, kehrte aber später in seine alte Funktion als Hauptbibliothekar zurück und war entscheidend am Wiederaufbau des Bibliothekswesens der Minderheit nach dem 2. Weltkrieg beteiligt. 1949 wurde er erster Büchereidirektor des neu gegründeten Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig und behielt diese Funktion bis zu seiner Pensionierung 1970. Zu den Höhepunkten seiner Dienstzeit gehört die Errichtung des Neubaus der Deutschen Büchereizentrale und Zentralbücherei Apenrade 1967. Von 1968 bis kurz vor seinem Tod 1980 war Peter Callesen Vorsitzender der Nordschleswigschen Gemeinde der Ev.-luth. Nordelbischen Kirche. Peter Callesen gehörte zu den jungen deutschen Nordschleswigern, die sich 1920 Pastor Johannes Schmidt-Wodder anschlossen, um nach der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark unter seiner Leitung eine neue, deutsche Gemeinschaft aufzubauen. In Tondern war er Mitglied der Jugendorganisation „Wandervogel“, die ihn wie viele andere Lehrer und Mitarbeiter beim organisatorischen Aufbau der Minderheit prägte. Er war mehrere Jahre ehrenamtlicher Leiter der deutschen Jugendbünde in Nordschleswig. Sein besonderes Interesse galt der Betreuung und dem Kontakt zu den sog. "Streudeutschen", d.h. den Mitgliedern der Minderheit, die in den Randgebieten Nordschleswigs wohnen. Auch deshalb betrieb er intensiv den Aufbau der Fahrbücherei. Darüber hinaus betätigte er sich lange Jahre als Redakteur des Deutschen Volkskalenders Nordschleswig und als Schriftführer im Vorstand der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig.

Publikationen

  • 1944 D. h. c. Johs. Schmidt-Wodder 1869-1944 Apenrade : Nordschleswig-Verlag
  • 1953 Kurzer geschichtlicher Aufriss des Büchereiwesens in Nordschleswig in "Die Heimat", Band 60, Neumünster, Wachholz-Verlag
  • 1969 Nordschleswig, Flensburg : Wolff Verlag

Literatur

  • Ernst Siegfried Hansen, „Disteln am Wege“, Bielefeld-Bethel, 1957, Deutscher Heimat-Verlag
  • Harboe Kardel: Fünf Jahrzehnte meines Lebens, Apenrade, 1970, Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig, Heft 22
  • Friedrich Jessen: Kirche im Grenzland, Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig, Heft 27, Apenrade 1973
  • Ditlev Tamm, Retsopøret efter besættelsen, Kopenhagen, 1984, Jurist- og Økonomforbundets Folag
  • Ingrid Riese und Peter Jessen Sönnichsen: Im Wandel der Zeiten - 75 Jahre Nordschleswigsche Gemeinde, Tingleff 1998, ISBN 87-986795-0-3
  • Günter Weitling: Deutsches Kirchenleben in Nordschleswig seit der Volksabstimmung 1920 /Hrsg. vom Bund Deutscher Nordschleswiger und Archiv/Historische Forschungsstelle der Deutschen Volksgruppe, Apenrade 2007, ISBN 978-87-991948-0-3

Quellen

  • Nekrolog in Deutscher Volkskalender für Nordschleswig, 1981
  • Rudolf Stehr, Peter Callesen - in "Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig", Heft 42, Jahrgang 1980
  • Peter Jessen Sönnichsen, Mehr als Bücher, Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig, Apenrade 1991
  • Nis-Edwin List-Petersen, Mehr als Bücher - 60 Jahre Bibliotheksarbeit in Nordschleswig, Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig, Apenrade 2009

Weblinks