Deutscher Jugendverband für Nordschleswig

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Der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig ist der Dachverband der Jugendorganisationen, Sportvereine und Jugendclubs der deutschen Minderheit in Nordschleswig/Dänemark.

Geschichte

Vorstand des Deutschen Jugendverbandes 1954 - von links: Gerhard Kaadtmann, Gerhard Schütt, Heinrich Kahle, Dr. Paul Koopmann,Herbert Pollmann, Jugendpfleger Suchordt, Peter Thaysen, Wilhelm Johannsen, Iwer H. Petersen, Jugendpfleger Merky, Hanne Albers, Hugo Jahns, Jes Schmidt, Turnlehrer Martensen, Jürgen Berg

Der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig wurde am 16. Februar 1947 in Tingleff gegründet. Der Verdienst für diesen ersten Schritt des Wiederaufbaues deutscher Jugendarbeit in Nordschleswig kommt ohne Zweifel Jes Schmidt zu. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass man ihn zum ersten Vorsitzenden der zunächst "Deutscher Jugendausschuss" genannten Organisation wählte, die sich 1948 den heutigen Namen "Deutscher Jugendverband für Nordschleswig" gab. Zweite größere Aktivität 1947 nach der Gründungstagung in Tingleff, war das erstmals nach dem 2. Weltkrieg wieder durchgeführte Knivsbergfest am 29. Juni 1947. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung hatten über 100 Jugendliche an mehreren Wochenenden die Spielfelder von den Trümmern des im August 1945 von "unbekannten" Tätern gesprengten Bismarkturmes notdürftig befreit. 61 Faustball- und 11 Handballmannschaften, 173 Leichtathleten und ca. 1.600 Zuschauer fanden sich auf dem Knivsberg ein und gaben damit den Startschuss zum Wiederaufbau einer deutschen Sportarbeit in Nordschleswig. Es waren schwere Zeiten. Kaum eine Veranstaltung, bei der nicht versucht wurde, die Teilnehmer durch Brandstiftung, Bombendrohungen und Tätlichkeiten einzuschüchtern oder an der Teilnahme zu hindern. Tragischer Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen war eine Vorstellung der Nordschleswigschen Heimatbühne am 28. Dezember 1948. Nach der Aufführung des Stückes "Wenn de Hahn kreiht" waren Spieler in der Garderobe mit dem Umkleiden beschäftigt, als Schüsse durch das Fenster peitschten und Wilhelmine Saß tödlich trafen. Die Mörder kamen mit vergleichsweise geringen Strafen davon, sie entschuldigten sich damit, dass sie die "verhassten Heimdeutschen" nur hatten erschrecken wollen. Die dänischen Massenmedien und die Regierung verurteilten die Tat scharf. Bedauerlicherweise reagierten offizielle dänische Stellen erst nach diesem Verbrechen auf den Terror, den man bis dahin in weiten Kreisen der Bevölkerung als "Rache des kleinen Mannes" für die Unterdrückung während der Zeit der völkerrechtswidrigen Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen angesehen hatte. Es spricht für das Rückgrad der damals jungen Generation, dass sie sich trotz oder gerade wegen des Versuchs massiver Unterdrückung nicht beirren ließ und beharrlich darauf bestand, in eigenen Vereinen deutsche Sprache und Kultur zu pflegen. Im Frühjahr 1951 zählte der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig nicht weniger als 40 Jugendbünde, Turn- und Sportvereine. Neben den Geschäftsführern und den späteren Jugendhofleitern beschäftigte der Jugendverband von 1950 bis 1954 nicht weniger als sechs Jugendpfleger, hauptsächlich Lehrer, die später in den Schuldienst des Deutschen Schul- und Sprachvereins und der Deutschen Nachschule wechselten, u.a. Dr. Paul Koopmann und Wilhelm Johannsen. Es folgten eine große Anzahl von Jugendpflegern und Sportlehrern, unter ihnen der spätere Geschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Jugendringes, Rudi Gehrhardt und der erste Jugendhofleiter Carl J. Kaysen.

Arbeitstagungen

Großer Beliebtheit erfreuten sich die sogenannten Arbeitstagungen im Herbst und im Frühjahr, die nicht nur der Beratung organisatorischer Fragen dienten, sondern auch Vorträgen und Diskussionen aktueller Themen wie: "Gleichberechtigung im Grenzland" (Ernst Siegfried Hansen), "Einigung Europas und das Heimdeutschtum" (Dr. Paul Koopmann), "Freundschaft, Liebe und Verlobung" (Jugendpastor Kraft, Kiel), "Der Norddeutsche Rundfunk und Nordschleswig" (Rolf Heinrich Wecken) u.a.

Blaskapelle

Die Blaskapelle

Auf kulturellem Gebiet regte sich Einiges. Bereits 1947 gründete Carl E. Bruhn die Blaskapelle des Deutschen Jugendverbandes. Sie spielte bei einer Unzahl von festlichen Veranstaltungen, besonders beliebt waren Wunschkonzerte in verschiedenen Orten Nordschleswigs und die Auftritte beim jährlichen Knivsbergfest. Nach "Calle" Bruhn übernahm Hans Jensen, Husby, die Leitung des Blasorchesters und formte es zu einem beachtlichen Klangkörper, der aus den meisten Großveranstaltungen der Minderheit nicht wegzudenken ist und auch in der Bundesrepublik und im europäischen Ausland als musikalischer Botschafter Nordschleswigs wirkt und gewirkt hat. Die Nachfolge von Hans Jensen übernahmen Helmuth Fahl und Klaus ("Kaue") Wittmann.

Studiobühne Knivsberg

Laienspiel

Neben den Wunschkonzerten der Blaskapelle war das Laienspiel nach dem 2. Weltkrieg wesentlich am Neubeginn der deutschen Arbeit in Nordschleswig beteiligt. An vielen Orten entstanden Amateurgruppen, u. a. in Hoyer, Tondern, Lügumkloster, Tingleff, Osterterp, Uk, Quars, Gravenstein, Broacker, Sonderburg, Norburg, Rothenkrug und in Hadersleben. Unter der Leitung von Wilhelm Saß entwickelte die Nordschleswigsche Heimatbühne ab Februar 1947 eine beachtliche Aktivität. Besonders erfolgreich war man mit Stücken, wie "Der möblierte Herr", "Kein Auskommen mit dem Einkommen", "Der Staatsanwalt geht angeln" und "Der verschriebene Vetter". Nach Wilhelm Saß übernahm das Gründungsmitglied Otto Paris die Leitung der "Heimatbühne". Mit der Errichtung des Jugendhofes auf dem Knivsberg 1970 erfolgte eine Neuorientierung und damit einhergehend die Gründung der "Studiobühne Knivsberg". Sie brachte unter der Leitung von Otto Paris, Hermann Brons, Folker Thrams und Ingelore Millek eine Reihe von hervorragenden Inszenierungen auf die Bühne, u.a.: Mroszeks "Tango", Kesselrings "Arsen und Spitzenhäubchen", Steinbecks "Von Mäusen und Menschen" und Dürrenmatts "Physiker".

Sport in der Tingleffer Sporthalle

Sport

Der Sport war von Anfang an eine der tragenden Säulen der deutschen Jugendarbeit in Nordschleswig. So waren es hauptsächlich die Sportler, die 1947 durch ihren Einsatz das erste Knivsbergfest nach dem Krieg ermöglichten. Zwar saß man sportlich zunächst zwischen "allen Stühlen". Der Schleswig-Holsteinische Landessportverband lehnte eine offizielle Aufnahme der Jugendverbandvereine aus "diplomatischen" und grenzpolitischen Gründen ab, weil die Sportler dänische Staatsbürger seien. Auch den dänischen Sportverbänden konnte man nicht beitreten, weil diese in ihren Satzungen einen nationalen Vorbehalt hatten, der eine Mitgliedschaft deutscher Vereinigungen unmöglich machte. Diese Frage wurde später so geklärt, dass die Handballmannschaften teilweise in der Punktrunde von Jysk Håndboldforbund (JHF), teilweise in der Punktrunde des Handballbezirkes Nord in Schleswig-Holstein spielen. Höhepunkte der Sportarbeit waren immer die Knivsbergfeste, die Kreissportfeste, Handballturniere und Waldläufe. Waren es unmittelbar nach dem Krieg Schlagball, Faustball und Leichtathletik gewesen, die den Sportsektor dominierten, so gewann bald das Handballspiel immer mehr an Boden. Einen ganz wesentlichen Einsatz für die Sportarbeit leistete der langjährige Vorsitzende des Sportausschusses, der damalige Rektor der Deutschen Schule Tingleff und spätere Schulrat in Schleswig, Harald Kracht. Wenn es gelungen ist, auf sportlichem Gebiet, gemessen an der Größe der deutschen Minderheit, herausragende Ergebnisse zu erzielen, dann ist dies wesentlich seiner Initiative zuzuschreiben, die allerdings nur dauerhafte Erfolge brachte weil seine Nachfolger Dieter Johannsen, Erwin Iwersen, Hans-Jürgen Nicolaisen und Hans Werner Nissen die Arbeit kontinuierlich und zielstrebig weiterführten.

Internationale Beziehungen - Beziehungen zum Land Schleswig-Holstein - Fahrten und Lager

1949 wurde die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen (FUEV) gegründet, deren Jugendorganisation "Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV)" der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig seither angehört. Von 1965 bis 1969 war Armin Nickelsen, langjähriger Vorsitzender des Jugendverbandes und späterer Generalsekretär der FUEV, Präsident der Jugendkommission dieser Minderheitenorganisation. Wichtige Partner für den Jugendverband waren immer der Schleswig-Holsteinische Landesjugendring und der Landessportverband und er ist Gastmitglied in beiden Organisationen. Mit zunehmender Mobilität der Menschen wuchs auch das Bedürfnis nach Fahrten und Lagern im In- und Ausland. Der Jugendverband trug dem Rechnung und bietet seit vielen Jahren Ski-Freizeiten, Sommerlager und Internationale Begegnungen an.

Knivsbergfest

Knivsbergfeste

Das erste Knivsbergfest fand 1984 statt.
weiter Informationen unter: Knivsberg

Jugendhof Knivsberg

Jugendhof Knivsberg

Die Bildungsstätte Jugendhof Knivsberg wurde 1970 eingeweiht.
weitere Informationen unter: Jugendhof Knivsberg

Landheim Schelde

Landheim Schelde

Das ursprüngliche Max-Valentiner-Haus in Schelde wurde nach dem 2. Weltkrieg vom Deutschen Jugendverband für Nordschleswig übernommen und dient heute Gruppen aus Nordschleswig und der Bundesrepublik Deutschland zu Schullandheim- und Ferienaufenthalten.

Die Mitgliederorganisationen

Waren es bis 1980 ausschließlich Jugendbünde und Sportvereine, die sich im Jugendverband zusammengeschlossen hatten, so kamen danach auch die Jugend- und Freizeitclubs und die Jugendabteilungen der Schützenvereine dazu. Der Nordschleswigsche Ruder-Verband und die Deutsche Nachschule Tingleff sind dem Jugendverband korporativ angeschlossen.

Die Vorsitzenden

Geschäftsführer/Abteilungsleiter

Literatur

  • Dr. Harboe Kardel, Deutsche Jugendarbeit in Nordschleswig Wiederaufbau in den Jahren 1947-1972, Apenrade, 1972
  • Nis-Edwin List-Petersen, Deutscher Jugendverband für Nordschleswig 40 Jahre: 1947-1987, Festschrift zum Jubiläum, Apenrade, 1987

Quelle

  • 1987 Nis-Edwin List-Petersen, Deutscher Jugendverband für Nordschleswig 40 Jahre: 1947-1987, Festschrift zum Jubiläum, Apenrade
  • Peter Jessen Sönnichsen, Spiegel der Jahre - "Der Deutsche Volkskalender Nordschleswig" - Eine Kulturgeschichte der deutschen Volksgruppe in Dänemark, Apenrade, 1993, ISBN 87-90072-00-6

Weblinks